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Kiwi Nites

Klick mich: Stripschau in einer privaten Kellerbar während einer Steg Party.

Brauchtumspflege am anderen Ende der Welt

VON JÜRGEN STRIEWSKI


Auf meiner ausgedehnten Neuseeland-Reise besuchte ich neben den schönen Nationalparks auch viele Public Bars, kurz Pubs, wie die Kneipen in allen englischsprachigen Ländern genannt werden. Eines Abends lerne ich in einem irischen Pub in Christchurch, der größten und aufregendsten Stadt auf der Südinsel, einige "Kiwis" kennen, alles Männer zwischen zwanzig und dreißig Jahren, die mich im Laufe unserer Unterhaltung zu einer "Steg Party" einladen. Da ich den Begriff "Steg Party" zum ersten Mal höre, will ich wissen, was es denn damit auf sich hat. Es stellt sich schnell heraus, daß einer ihrer Kumpels in den nächsten Tagen heiraten wird und deshalb seinen Abschied vom Junggesellenleben feiert - ohne Frauen, versteht sich.

Das klingt nach einem kostenlosen Besäufnis und weckt sofort mein Interesse, jedoch fallen mir sogleich die zurückliegenden Nächte ein und ich sage dankend ab. Daraufhin erklärt mir mein Gegenüber, auf seine Armbanduhr zeigend, daß gegen zwei Uhr nachts eine Stiptease-Tänzerin mit einer heißen Show kommen wird. "Das ist in Neuseeland Brauch und Sitte" meint Steve, ein unauffälliger dunkelhaariger Typ, der sein Guinnes-Glas auch beim Sprechen nie weit vom Mund wegbewegt.

Der Hinweis, daß es sich hier um ein Stück neuseeländische Kultur handelt, geht nicht ungehört an mir vorbei. Schließlich bin ich nicht nur zum Wandern nach Neuseeland gekommen. 

Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir ein Wohnhaus, gehen zum Hintereingang, steigen eine kleine Treppe hinab und betreten eine Kellerbar. Unübersehbar der Fernseher in einer hinteren Ecke, auf dem gerade ein Porno-Video der härtesten Machart läuft. An die zwanzig Männer unterschiedlichen Alters sind anwesend. Einige stehen gelangweilt an der Theke herum, andere unterhalten sich, ein paar sitzen auf Stühlen und schauen desinteressiert dem Video zu. Steve und seine Kumpels erklären mir, daß sie alle zu einer schottischen Dudelsackpfeifer-Band gehören. Die meisten sind Nachkommen von schottischen Einwanderern, worauf sie sehr sehr stolz sind. Das Gespräch nimmt seinen Lauf...

Die Zeit vergeht langsam; ungeduldig sehne ich die Attraktion des Abends herbei. Endlich betritt eine rothaarige Maid in deutscher Heeresjacke (in Neuseeland gerade der letzte Schrei) den Ort des Geschehens. Sie kommt schnell zur Sache und entledigt sich des überflüssigen grauen Kleidungs- Stückes. Schon tanzt sie in ihrer weißen Reizwäsche um den herum, der in zwei Tagen vor den Altar treten und seiner Angebeteten das "Yes"-Wort geben wird. Er sitzt verkrampft auf seinem Stuhl, während seine Freunde einen Halbkreis bilden und ihn verschmitzt anschauen. Jetzt reibt sich die Tänzerin an ihm, und ich stelle mir im Gedanken die Frage, warum es denn so etwas nettes nicht auch bei uns in Deutschland gibt Doch plötzlich und für mich unerwartet öffnet sie seine Hose, holt etwas kleines schlaffes heraus und beginnt daran herumzulutschen.Während die Zuschauer rhythmisch in die Hände klatschen, finde ich die Antwort: So etwas ist bei uns, jedenfalls in großen Kreisen der Bevölkerung, dann doch wohl nicht möglich. Noch nicht. 

Nach dieser Einlage legt die Lady fantasievoll weitere Kleidungsstücke ab. Dann wird der Halbkreis abgeschritten und so manchem an den Hosenlatz gegriffen. Einige der Herren verdrehten die Augen, andere nutzen die Gelegenheit zu einer kostenlosen Fummelaktion. Manche tun sogar beides. 
Es folgen noch einige akrobatische Übungen, unter anderem eine ganz bemerkenswerte mit einer Sektflasche, dann ist die Show vorbei und die rote Maus zieht ihre Heeresjacke wieder an. 

Die Spannung weicht der Ruhe. Ein etwas angetrunkener Lümmel, höchstens 20 Jahre alt, redet sehr ernsthaft schauend auf die Dame ein und fummelt gleichzeitig an ihrem roten Tiger herum. Geschäftliches wird besprochen. 

Bei der abschließenden kritischen Betrachtung der Schau erfahre ich, daß vor fast jeder Heirat eine Steg-Party stattfindet. Und das nicht nur in Neuseeland, sondern auch in Nordamerika und vor allem in England, von wo der Brauch ursprünglich kommt. Auch geht es nicht immer so "keusch" zu wie gerade erlebt. Auf manchen Parties dürfen die Gäste, so erfahre ich, die Tänzerin nach der Show auch noch "beglücken". Von der Wahrheit dieser Behauptung kann ich mich nicht mehr überzeugen, aber einige Gäste sind sichtlich enttäuscht.